Montag, 26. Dezember 2016

WIR VERMISSEN DICH SO SEHR

Gedanken einer Mutter zu Weihnachten
Vor über 21 Jahren wurde unsere Tochter getötet. Heike war eine aparte, lebensbejahende, freiheitsliebende junge Frau, deren ganzes Leben noch vor ihr lag und auf das sie sich so gefreut hatte.
Doch dies hat ihr der Mörder nicht gegönnt; er sah nur sich, seine verletzte Eitelkeit, sein männliches Scheitern. So erhob er sich zum Herrscher über Leben und Tod, malträtierte Heike auf unbeschreibliche Weise und erhängte sie wie voller Wut und H...ass, eher sie feige und sterbend zurückließ.
Gestern am Heiligabend: Alle von der Familie waren gekommen, doch niemanden war zum Feiern zu Mute. Wieder einmal war Heikes Platz leer geblieben. Als wir unter dem Baum saßen, alte Weihnachtslieder sangen, wurde ich immer trauriger: Ich musste daran denken, wie es jetzt mit Heike wäre, wie sehr sie mir fehlt und fragte mich, ob sie eigene Kinder haben würde? Was sie wohl mit ihrem Leben gemacht und alles erreicht hätte? Fragen über Fragen...
Und dann musste ich an den Mörder denken: Ob auch er mit Frau und Kindern am Weihnachtsbaum saß, Kerzen angezündet und das Gefühl von Liebe, Vertrauen und Geborgenheit zu vermitteln suchte? Ob er dieses Fest der Liebe tatsächlich als ein Gefühl der Freude empfinden konnte? Ob er dabei wirklich das Grauen in seinem Kopf verdrängen konnte, das Leid, dass er Heike und uns als Familie angetan hat?
Ich weiß diese Fragen nicht zu beantworten, aber alles was ich weiß, ist, dass ich ihn Zeit meines Lebens an seine Schuld erinnern und nicht eher ruhen werde, bis er gefasst und die Gründe seiner Schuld eingestanden hat.
Aber bis dahin hoffe ich inständig, dass er in keiner einzigen Sekunde seines Lebens zur Ruhe kommen wird und er stets an Heikes Leiden erinnert wird, denn Erlösung kann es für ihn nur geben, wenn er aufrichtig seine Tat bedauert und um Vergebung bittet. Ob er wenigstens dazu den Mut hat? Ich traue es diesem feigen Menschen nicht zu...
WIR VERMISSEN DICH
geb. 25.12.1975
ermordet : 28.8.1995
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